Letzte Woche fand die Gulaschprogrammiernacht (GPN) in Karlsruhe statt. Diese Nacht erstreckt sich jedes Jahr im Frühsommer von Donnerstag bis Sonntag, es gibt Gulasch, es wird programmiert und gehackt. Thematisch und organisatorisch ist die GPN eine kleine Schwester des Chaos Communication Congress. Veranstaltungsort ist das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) und die Hochschule für Gestaltung (HFG).
Viele Vorträge wurden aufgezeichnet und sind unter https://media.ccc.de/c/gpn20.
Empfehlenswerte Vorträge:
- alles vom Leyrer
- Besser leben mit SSH – Tipps und Tricks wie man seinen SSH-Client geschickt konfiguriert und Dinge automatisiert.
- Moderne Linux Kommandozeilenwerkzeuge – Edition „Allein zu Haus“ – eine Sammlung neuer Kommandozeilenwerkzeuge und was man damit anstellen kann – was Leyrer so im letzten Jahr gefunden und für nützlich empfunden hat.
- Purple Dome – Kein Schwein greift mich an – ein Tool mit dem man eine virtuelle Serverlandschaft samt Hacking Tools aufsetzen kann um seine Abwehr- und Überwachungsmechanismen zu prüfen
- Wie hackt man einen Analogrechner – Gedanken über die Probleme, die wir aktuell mit Digitalrechnern haben (stagnierende Weiterentwicklung, hoher Energieverbrauch) und neue Rechnerarchitekturen auf Basis von Analogrechnern – man baut sich die Kalkulation aus Schaltungen zusammen, das Ergebnis wird gemessen. Interessanter Übergang zum Hybridrechner – Mischung aus Digitalrechner mit Analogrechnereinheit und verschwimmende Grenzen zum Quantencomputer.
- Saubere Luft – Erfahrungsbericht vom Selberbau von Luftfiltern um zuhause oder in der Schule die Luft zu verbessern. Hat den Kindern sehr gut gefallen.
- The LCH, CMS and the future of high energy Physics (and why we would like your help) – ein ehemaliger KIT-Student arbeitet im CERN am CMS-Detektor und erklärt wie dieser aufgebaut ist und verbessert wurde, wie CERN so funktioniert. Obwohl der Titel englisch ist, ist der Vortrag auf deutsch.
Dazu gibt es noch eine Menge anderer Vorträge, die wir noch nicht angesehen haben. Klickt Euch einfach mal durch die Mediathek oder lest die Beschreibung zu den Vorträgen im Fahrplan.
Die Kinder hatten großen Spaß am Lötworkshop von Mitch, dem sie auch auf englisch gut folgen konnten und amüsant fanden. Sie freuen sich darauf im technik.cafe ihre Schaltungen fertigzulöten.
Nicht aufgezeichnet wurde der Workshop zur Programmierung von Quantencomputern. Er war sehr herausfordernd – es begann recht zügig mit Vektoren und Matrizen. Nachdem die Grundlagen dann geklärt waren wurde es aber sehr spannend: Qubits (Vektoren – stellen jeden Quantenzustand gleichzeitig dar) mit Matrizen manipulieren. Diese Matrizen nennt man „Quantum Gates„, vergleichbar mit den Gattern aus der Digitaltechnik, mit denen man boolsche Algebra abbilden kann. Controlled Logical Gates wenden eine Matrize abhängig vom Zustand eines Qubits auf ein zweites Qubit an – z.B. ein CNOT. Alleine damit konnten wir als Übung einen einfachen Mechanismus programmieren – in Form eines Schaltplans – mit dem wir die Lösung eines einfachen 2 x 2 Sudokus prüfen konnten. Dadurch, dass die Eingangs-Qubits alle Zustände gleichzeitig beinhalten, die Zustände durch die Gatter aber in Abhängigkeit der programmierten Logik geändert werden, erhalten wir nur dann eine 1 am Ausgangs-Qubit für die Zustände der Eingangs-Qubits, deren Kombination ein gültiges Sudoku ergeben. Dh. wir erhalten alle Lösungen auf einmal. Mit Quirk kann man eigene Quantenschaltungen simulieren.
Das Essen auf der GPN war super, auch wenn sich leider überall lange Schlangen bildeten. Alles vegan und lecker. Die Sonne schien, die Stimmung war toll, die Mate floss in Strömen. Überall blinkte und wummerte es.
Wir waren als Familie mit unseren Kindern dort um sie an den Congress zu gewöhnen uns auszuprobieren, wie es ihnen gefallen würde. Sie kamen mit den (wenigen) englischen Vorträgen gut zurecht. Obwohl die Veranstaltung kostenlos und spendenbasiert ist war sie recht teuer – 150 EUR Spenden als Teilnahmegebühr für vier Personen, 200 EUR für Jugendherberge, 100 EUR Fahrtkosten, Essen und Getränke vor Ort ca. 50 EUR.
Die Jugendherberge in Karlsruhe ist leider nicht zu empfehlen. Die Zimmer sind veraltet, es gibt im Viererzimmer nur eine Steckdose, geteilte Bäder in einem erbärmlichen Zustand, spartanisches Frühstücksbuffet mit einem Kaffee, der diesen Namen nicht verdient. Dafür ist der Preis nicht gerechtfertigt.